Die Reise nach Ecuador war eine ganz besondere. Als wir einige Wochen zuvor in Nicaragua waren, wussten wir nicht, ob wir von dort in Richtung Norden oder Süden fahren würden. Wir entschieden uns für den Süden, nicht zuletzt weil wir meinen Geburtsort Ecuador besuchen wollten. Meine Eltern waren in der Entwicklungszusammenarbeit tätig und einer der Orte, in denen sie gelebt und gearbeitet haben, war Ambato in Ecuador.
Ich wurde 1985 in Quito geboren und wohnte drei Jahren in Ambato, einer kleineren Stadt südlich von Quito.
Natürlich kann ich mich an nichts erinnern, aber ich habe viele Bilder aus dieser Zeit gesehen, die in meinem Kopf zu Erinnerungen geworden sind. Damit ich das Land verlassen konnte, musste ich einen Pass beantragen. Als ich 18 war, hatte ich die Wahl zwischen dem Ecuadorianischen Pass (sie akzeptieren keine doppelte Staatsbürgerschaft) oder dem Schweizer Pass. Obwohl Ecuador seit jeher ein besonderer Ort für mich war, hatte ich keine Verbindung zu diesem Land. Es hätte nicht gepasst, mich als Ecuadorianerin auszugeben, da ich keinerlei Bezug zu den Menschen und der Kultur dort hatte. Es fühlte sich einfach nicht richtig an, weil es nicht mein Zuhause ist.
Aber wo ist das Zuhause eines 3rd Culture Kids?
Ich habe mich für den Schweizer Pass entschieden, schliesslich ist es das Heimatland meiner Eltern. Für die Ecuadorianer spielt das aber keine Rolle. Jeder der erfuhr, dass ich in Quito geboren wurde, nannte mich „quiteñia“ – die spanische Bezeichnung für ein Person, die aus Quito stammt.
Quito
Unser Aufenthalt in Quito war kurz aber ziemlich intensiv. Wir übernachteten im Secret Garden Hostel, dem wichtigsten Treffpunkt für Backpacker in der Stadt. Die Lage war ausgezeichnet, vor allem die Dachterrasse mit Blick über die Stadt macht dieses Hostel aus. Auch sonst ist es ganz nett aber leider ein wenig zu gross für meinen Geschmack.
Den Besuch in Quito hatten wir zeitlich sorgfältig geplant. Wir wollten unbedingt an einem Mittwochabend dort sein, weil dann die legendäre Party im Bungalow 6 stattfindet. Diese Party ist bei Backbackern weit über die Landesgrenze hinaus bekannt und es ist schwer, diese Ladies Night zu toppen. Frauen dürfen schon ab 20.00 Uhr in die Bar und erhalten bis 22.00 Uhr gratis Getränke. Zur selben Zeit versammeln sich langsam die Männer vor der Bar und begutachten die Frauen durch das Fenster. Punkt 22.00 Uhr öffnet sich das Tor, welches bis zu diesem Zeitpunkt Männchen und Weibchen getrennt hielt.
Was wie ein primitives Ritual klingt, macht in Wahrheit eine Menge Spass.
Die Partygäste sind eine gute Mischung zwischen Einheimischen und Backpackern und der DJ spielt verschiedene Musik von Salsa bis Hip Hop. Wir hatten eine tolle Zeit und tanzten die ganze Nacht.
Am nächsten Tag nahmen wir an einer dreistündigen Führung durch die Altstadt von Quito teil. Wir litten fürchterlich. Die Tour führte uns am Markt, an Regierungsgebäuden und kulturellen Sehenswürdigkeiten vorbei. Normalerweise geniesse ich die Free Walking Tours in den Städten, da sie informativ und spannend sind. In diesem Fall war ich einfach nur müde und verkatert und konnte es kaum erwarten, bis sie zu Ende war. Nichtsdestotrotz waren wir froh, auch noch mehr von Quito gesehen zu haben als nur das Nachtleben und wir freuten uns darauf, noch mehr aus unserer Vergangenheit neu zu entdecken.
Ambato
Wir setzten unsere Reise fort nach Ambato, wo wir in den Achtzigerjahren drei Jahre gelebt hatten. Diese Stadt ist keine Destination für Rucksacktouristen aber gerade deshalb mochten wir sie. Es ist ein typischer südamerikanischer Ort, wo die Frauen noch die traditionelle Kleidung tragen und sich das Leben hauptsächlich auf den Strassen abspielt.
Unser Ziel in Ambato war es unser altes Haus zu finden und alte Familienfreunde zu besuchen. Kurz nach unserer Ankunft stiegen wir in ein Taxi und machten uns auf die Suchen nach dem Haus. Es dauerte eine Weile bis wir es fanden, obwohl es noch genauso aussieht wie auf unseren alten Fotos. Eine ältere Dame hat uns netterweise in das abgesperrte Areal reingelassen damit wir das Grundstück noch aus der Nähe begutachten konnten.
Es war ein tolles Gefühl, wieder da zu sein und unseren Eltern mitteilen zu können, dass das Haus noch steht.
Wir verbrachten einen wundervollen Abend mit unserer Bekannten und ihrer netten Familie (einschließlich der Partner ihrer Kinder und Grosskindern). Als wir klein waren, passten sie manchmal auf uns auf und sie kamen alle um zu erfahren, was aus uns geworden ist. Wir waren überwältigt und bedauerten es, dass wir uns nicht an sie erinnern konnten. Zum Glück waren aber alle sehr aufgeschlossen und nett und wir fühlten uns sofort wohl. Es war schön, einen Abend in einem Familienkreis zu verbringen nach so vielen Wochen mit Backpackern.
Bis und mit Ambato hatten wir innerhalb von sechs Wochen 22 Mal Hostel gewechselt.
Wir waren müde, wollten nicht mehr Busfahren und hatten nur noch Lust, gemütlich am Strand zu relaxen. Also ging’s ab nach Montañita. Ob wir dort unser Paradies gefunden haben, erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag.