Bald ist es wieder soweit. Am 26. Juni 2017 geht die Burgdorfer Solätte in die 286. Runde. Das jährlich stattfindende Schulfest ist das grösste Volksfest Burgdorfs und erfreut sich sowohl bei Kindern wie auch bei Erwachsenen grosser Beliebtheit.
Hintergrundinformationen sowie das Programm findet man auf der Homepage von Emmental Tourismus.
Vielleicht geht es euch ja ähnlich wie mir: Das Soziale steht bei der Solätte im Vordergrund. Natürlich freue ich mich auf meine Freunde und Bekannten, aber legendär ist dieses Fest dank einzelner Gruppen von Menschen, die man seit Jahrzehnten in mehr oder weniger gleicher Form antrifft.
Auf diese 10 Solätte-Typen können wir uns auch dieses Jahr wieder freuen:
1. Der Euphorische
Die Solätte ist ja schon toll, aber die Meisten richten ihr Leben nicht danach. Der Euphorische schon. Er hat für die nächsten vier Jahre für die Solätte bereits Ferien beantragt und freut sich wie ein kleines Kind. Damit er diesen Tag aber richtig geniessen kann, muss er noch das Eine oder Andere vorbereiten. Wie jedes Jahr baut er am Staldenchehr schon am Abend zuvor sein Bänkli auf und gräbt die Erde um, damit sein Bier geradestehen kann. Er ist es dann auch, der beim Applaudieren den Ton angibt und spontan seinen Freunden durch die Menge zuruft.
2. Die Lieblingslehrerin
Eigentlich ist die Solätte ja ein Fest für die Schüler. Der heimliche Star des Umzugs ist aber immer eine Andere: Die Lieblingslehrerin. Meistens handelt es sich dabei um eine braunhaarige Dame mit südländischem Temperament, die jedem, der in Burgdorf die Primarschule besucht hat, bekannt ist. Wenn sie ihre Klasse den Staldenchehr hinunterführt, bricht die Masse spontan in Applaus aus. Lächelnd winkt sie ihren ehemaligen Schülern zu und denkt einmal mehr, wie toll ihr Beruf doch ist.
3. Der Besoffene
Er ist in Burgdorf bestens vernetzt und trinkt mit jedem, den er antrifft, noch schnell ein Bier. Kein Wunder muss er dann schon am Nachmittag während den Solättetänzli seinen Rausch unter dem Gygerläubli ausschlafen. Bier für Bier macht er sich später auf den Weg Richtung Oberstadt. Dort beginnt die Party erst richtig. Fröhlich tänzelt er von Bar zu Bar, mal ein bisschen Smalltalk hier, mal ein anzüglicher Spruch da, bis er schliesslich vor einem Hauseingang in einen tiefen, friedlichen Schlaf fällt.
Quelle: Stadt Burgdorf
4. Die Frühreife
Früher war die Frühreife in der neunten Klasse. In den letzten Jahren musste ich aber mit Schrecken feststellen, dass sie auch schon zwischen den Siebt- und Achtklässlerinnen zu finden ist! Die Frühreife macht die Solätte zu ihrem eigenen Catwalk. Im Minikleid und total unbeeindruckt vom Pflastersteinbelag stolziert sie in Highheels durch die Stadt. Auch bei ihr bricht am Staldenchehr spontan Applaus aus, wobei es sich dabei hauptsächlich um Pfiffe handelt… Irgendwie bewundere ich ihren Mut schon. Solange sie nicht meine Tochter ist!
5. Der Bertholdianer
Nicht-Burgdorfer haben sich vielleicht schon gefragt, was es eigentlich mit diesen Typen, die während der Solätte ein schräges Band tragen, auf sich hat. Gehören die vielleicht einer Sekte an? Nein, es sind die Bertholdianer, die Mitglieder der Mittelschulverbindung des Gymnasiums Burgdorf. Tolle Typen. Und wie es sich für eine Verbindung gehört, wird auch hier keine Chance ausgelassen, um ordentlich zu saufen. Deshalb findet man sie an der Solätte auch hauptsächlich dort, wo es kühles Bier gibt.
6. Die Prinzessin
Das ist wohl die süsseste Figur an der Solätte. Obwohl sie noch in der Primarschule ist, hat sie begriffen, worum es wirklich geht. Das Kleid. Sie will einmal im Leben Prinzessin sein und die Solätte ist der perfekte Anlass dazu. Je mehr Rüschen das Kleid hat, umso besser und als Einzige regt sie sich nicht über den juckenden Blumenkranz auf ihrem Kopf auf, sondern trägt ihn mit Stolz. Was für ein wunderbares Fest die Solätte doch ist!
7. Der Traditionelle
Eigentlich beginnt die Solätte schon am Sonntagabend mit dem Zapfenstreich. Dort überreichen die Jungs den Mädchen eine Rose und laden sie so zum Tanz, der Polonaise, auf der Schützenmatte ein. Wusstest du nicht? Der Traditionelle schon, denn er kennt die Bräuche und Sitten und er macht sie auch von A bis Z mit. Nach dem Morgenumzug isst er Erdbeer- oder Käsekuchen vom Beck. Den Nachmittagsumzug verfolgt er aus seinem Fenster, er wohnt ja schliesslich in der Metzgergasse. Auch die Schlusspolonaise um 18.15 Uhr auf der Schützenmatte lässt er sich nicht entgehen. Danach geht er direkt weiter zu den Marktlauben, dort spielt nämlich um 19.15 Uhr die Stadtmusik.
Quelle: Stadt Burgdorf
8. Die Tratsch-Tante
Wir Erwachsenen gehen hauptsächlich an die Solätte, um alte Bekannte wiederzusehen. Die Tratsch-Tante tut das auch, aber sie verfolgt noch ein anderes Ziel: Beobachten und tratschen! Nichts freut sie so sehr wie zu sehen, dass die ehemalige Klassenbeliebteste nun fett ist, und dass die meisten ihrer Altersgenossinnen schon graue Haare haben. Und natürlich ist ihr nicht entgangen, dass ihr früherer Nachbar schon wieder eine neue Flamme hat. Aber damit nicht genug, sie erzählt es dann auch noch überall herum. Ach, wie langweilig wäre die Solätte doch ohne die Tratsch-Tante! Oder wer würde mir sonst erzählen, wer wieder zu haben ist?
9. Der Verträumte
Zugegeben, die Solätte kann ganz schön anstrengend sein. Vor allem von den Jüngeren verlangt dieses Programm einiges ab. Es ist kein Wunder, dass der Verträumte da seinen Einsatz beim Solättetänzli verpatzt hat. Auch beim Nachmittagsumzug hatte er schon seine Mühe. Überwältigt von der Masse am Strassenrand, hat er ganz vergessen, mit seinen Mitschülern Schritt zu halten. Dabei hat ihm doch die Lehrerin hundertmal gesagt, dass man bei der Kurve aussen schneller laufen muss. Egal, hoffentlich findet er irgendwo noch seine Eltern. Er will nicht wieder wie letztes Jahr auf der Schützenmatte über den Lautsprecher ausgerufen werden.
10. Der Party-Opportunist
Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, dass ein Grossteil der Leute am Solätte-Abend gar nicht aus Burgdorf kommen? Viele von ihnen stammen nämlich aus den benachbarten Käffern und sind nur scharf auf eine gute Party. Deshalb spart sich der Party-Opportunist auch das Tagesprogramm und lässt sich erst abends auf dem Kronenplatz blicken. Und das ist ok, schliesslich ist es auch ein bisschen sein Fest. Denn EINE gute Party pro Jahr ist Burgdorf der Region schon schuldig!
Kommen dir noch weitere Solätten-Typen in den Sinn? Hinterlasse einen Kommentar und erzähl uns, auf welchen Typen du dich am meisten freust.
Bilder stammen von der Stadt Burgdorf
Treffend und witzig die verschiedenen Solätte-Typen! Mir kommen spontan folgende in den Sinn:
Die Privilegierten
Schon einige Wochen vor der Solätte erhalten sie via Post ein Couvert. Dort befinden sich zwei Gutscheine für ein Getränk und ein Sandwich. Die Privilegierten arbeiten entweder bei der Stadt, im Bildungswesen oder spielen bei der Stadtmusik. Nur ihnen gewährt man Einlass in die Reithalle auf der Schützenmatt, wo sie sich gratis verpflegen, vom Umzug erholen und der
Hitze oder dem Regen entweichen können.
Ich habe immer etwas neidisch auf dieses Reithallentor geblickt und mich gefragt, wie man wohl zu diesem Privileg kommt, bis ich eines Tages selber ein Couvert im Briefkasten vorfand…
Ich habe noch nie unter dem Gygerläubli einen Besoffenen schlafen gesehen. Und die Lieblingslehrerin trägt übrigens rote Schuhe 😉 Aber auch sonst sind die verschiedenen Typen hier ein bisschen arg krampfhaft zusammengesucht.
Super Beitrag, 3rd Culture Kid! Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Die 10 Typen sind wunderbar beschrieben!